Ein kräftiges Fliederrot und unverkennbarer Duft wecken Erinnerungen an die Tage der Kindheit.
Von Georg Hainer
Wenn ich im Frühling
den Gartenweg am Haus gehe, dann strömt der lieblich-verführerische
Duft blühenden Flieders in die Nase. Das eröffnet mir ein kleines
Fenster der Erinnerung an meine Kindheit, weil sich einstens auch bei
Oma rund um ihr von Wiesen, Obstbäumen, Blumen und Sträuchern
umgebenen Häuschen das Frühjahr in voller Pracht zeigte. Der
Flieder mit seinem betörenden Duft gehörte dazu. Oma und Mutter
liebten das, und so zwackten sie den weißen und
dunkel-fliederfarbenen Sträuchern ein paar wenige Ästchen zur
Dekoration des Heims und zur Duftverbreitung ab. Daher war es eine
gute Fügung, dass Jahre später auch im Garten unserer damals jungen
Familie und noch heute duftender Flieder die Sinne erfreute und erfreut und so
Vergangenheit und Gegenwart eint, die Zeiten früher und den Alltag heute.
Im Garten heute zeigt sich der wohlduftende Flieder gleich in mehreren Farben. (Fotos/ Montagen: presseweller)
Groß und keck
stehen zwei stramme Fliederbüsche im kräftigen Fliederrot auf der
linken, zwei kleinere, der eine mit blassrosa Blüten, der andere in
strahlendem Weiß, auf der rechten Seite. So verspürt man den Duft
nicht nur, wenn man über den Weg in den Garten geht, sondern auch,
wenn man im Garten oder auf der Terrasse ist – von allen Seiten
wohlig umströmt.
Ist der Duft des
Flieders auch etwas Besonderes, so tragen im Frühling natürlich
all‘ die anderen Blüher zu einem farbenfrohen Spiel bei, von
dunklem bis hellen Rot, über Tief- bis Blassblau und strahlendem
Gelb bis zu leicht rötlich durchzogenem Weiß und Schneeweiß.
Osterglocken und Narzissen, unterschiedlich kolorierte Tulpen und
Pfingstrosen, gelber Löwenzahn sowie weiße Apfel- und Kirschblüten
geben sich zu ihrer Zeit ein Stelldichein, als wollten sie sagen:
„Schaut her, blühen wir nicht schön und üppig?" Was für eine
vielfältige Farbenwelt, die sogleich so angelegt ist, dass Bienen,
Hummeln, Insekten, Schmetterlinge angelockt werden und im wahrsten Sinne des
Wortes auf die Blüten fliegen, um vom Nektar zu kosten und Samenstaub
weiterzutragen, um der ständigen Erneuerung des Lebens zu dienen,
wie es seit den Anfängen ist – das Wunder des Lebens in seinen
zahlreichen Facetten.
Hier zeigen sich Tulpen, Pfingstrose und Schwertlilie in ihren "verlockenden" Farben.
Spaziert man durch
die Natur, wird das überall gewahr, und selbst, wenn man nur in den
Garten geht, den Blumen-, Baum- und Strauchzauber sieht und den Duft
von Flieder und Wiesen aufnimmt, regen sich die Sinne zum Sinnieren
und eben oft auch zum Erinnern - im ewigen Kreislauf vom Frühling
bis zum späten Herbst des Lebens.
(Siegen 2018. Fotos/ Montagen © presseweller, wellSi-made)
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