Waldgebiet Aehl in Siegen, Rosterberg. (Gestaltung: presseweller)
In der Erinnerung lebt sie immer weiter
Sage mir einmal, was
du unter Heimat verstehst? Das muss man nicht zweimal fragen. Der
ältere Mann begann gleich, in Stichworten zu erzählen:
Wo ich
geboren bin, ich mit Eltern und Geschwistern gelebt habe,
aufgewachsen bin,
mit anderen Kindern, Freunden gespielt und
meine Jugend mit
vielen Freunden verbracht habe.
Wo
ich später, immer noch im selben Ort, meine Frau kennen und
lieben gelernt habe,
wir eine Familie gegründet haben, wo unser Sohn
geboren wurde und wo
wir gelebt haben.
Wo wir
gemeinsam mit vielen weiteren neuen Freunden
Geburtstage gefeiert
und das neue Jahr begrüßt haben und
die Zeit uns immer
älter werden ließ. Dort, wo ich und wir von Kindheit an
bei auch allen
Fährnissen und Problemen des Lebens glückliche und
zufriedene Zeiten
verbracht haben.
Ist's nicht noch
mehr? Doch, doch – noch viel mehr!
Es sind die
Lindenbäume in der Straße mit ihrem besonderen Duft zur Blütezeit.
Es sind der
nahe Wald mit meinem Kletterbaum, der alten Eiche,
die alte Schule mit
dem Schulhof und der Blick von der Höhe über die Stadt.
Es sind das
vom Wind aus der Ferne des Tales zugetragene pfeifend-heulende
Zugsignal,
die noch
verbliebenen Bekannten und Freunde aus alten Tagen,
denen das Alter auch
die Renten- oder Pensionärszeit gebracht hat.
Es sind die
Einkaufsgeschäfte von früher, die meist nicht mehr bestehen,
deren erhaltenen
Gebäude man aber noch kennt. Da haben wir
die frischen
Brötchen und Wurst gekauft, dort Lebensmittel, Obst und Gemüse.
Und in der einen Straße war der
Schuster und in der anderen der Friseur.
Es ist der Hauch der
Vergangenheit, der über allem liegt.
Aber vieles ist doch gar nicht mehr da!?
Da sagt der ältere
Mann: „Wieso nicht? Es lebt in der Erinnerung weiter.
Wer wird die vielen
Eindrücke und Erlebnisse schon vergessen? Heimat ist
jetzt da, und sie
war da. Wer die Heimat liebt, bei dem verflüchtigt sie sich nicht!
Georg
Hainer
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